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Schloss Lichtenberg (Odenwald)

Fischbachtal-Lichtenberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen

Kupferstich

Kupferstich : Schloss Lichtenberg (Ausschnitt), Wilhelm Dilich, Hessische Chronica, Kassel, 1605, Quelle: LAGIS.

Informationen über das Schloss

Schloss Lichtenberg geht auf eine Burg der Grafen von Katzenelnbogen zurück, die Ende des 12. Jahrhunderts „uff dem lichten Berge“ errichtet wurde. Bis 1479 war die Burg als pfälzisches Lehen im Besitz der Katzenelnbogener und fiel dann an den Landgrafen von Hessen. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde sie stark befestigt. Unter Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt erfolgte 1570-1581 der Ausbau der Burg zum Renaissanceschlosses. Das Schloss diente bis ins 18. Jahrhundert der landgräflichen Familie als Sommerresidenz, Jagdschloss und Witwensitz. Heute ist die Form der mittelalterlichen Kernburg nur noch zu erahnen, etwa an der geknickten Außenmauer des Ostflügels. Weitgehend im spätmittelalterlichen Zustand erhalten blieb aber die Vorburg mit Wehrgang, Wallgraben und gotischen Wirtschaftsbauten. Der große Renaissancebau erhebt sich auf einem Bergkegel und ist bereits aus der Ferne sichtbar.

Grundriss: G. Matthes, 1837

Grundriss

Detaillierte Information

Vorburg

Die Vorburg besteht aus dem Torbau mit Torturm und Torhaus, dem Marstall mit Burgschmiede sowie der Zehntscheune. Der Torturm und der Marstall sind die ältesten noch stehenden Anlagen der ehemaligen Burg Lichtenberg. Sie sind im 14. Jahrhundert aus Bruchstein erbaut worden. Das vorgelagerte Torhaus mit tonnengewölbter Durchfahrt wurde im Zuge des Schlossbaus im 16. Jahrhundert ganz im Stil der Renaissance gebaut. Die Zehntscheune ist das jüngste Element der Vorburg. Sie wurde im 18. Jahrhundert an der mittelalterlichen Ringmauer errichtet.

Nordflügel /Terrasse

Der Nordflügel, auch „altes Schloss“ genannt, entstand im 15. Jahrhundert unter den Grafen von Katzeneinbogen und war somit der älteste Flügel der späteren Renaissanceanlage. Die Außenmauer des Nordflügels nimmt, wie der Ostflügel, die gebogene Form der ehemaligen ovalen Kernburg auf. Die Erschließung erfolgte über einen sechseckigen Treppenturm. Mit Graf Philipp I. starben die Grafen von Katzenelnbogen im Jahr 1479 im Mannesstamm aus. Sein Erbe ging an Landgraf Heinrich III. von Hessen. Die Landgrafen von Hessen renovierten in der Mitte des 16. Jahrhundert den Nordflügel. Er diente bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert als Wohnsitz des Amtmannes bis dieser in das Renaissanceschloss umzog. Der Nordflügel verwahrloste daraufhin. Im Jahr 1845 stürzte der Bau ein. Der Bauschutt wurde abgegeben, die Fläche geebnet und ein Plateau angelegt - die heutige Schlossterrasse.

Ostflügel

Im Jahr 1516 wurde aus dem gotischen Vorgängerbau, unter Weiterverwendung der bestehenden älteren, östlichen Außenmauer, der„Alte Bau" errichtet. Er diente hauptsächlich als „Fruchtschütte“ und Speicher. Im Zuge der Erbauung des Renaissanceschlosses wurde der „Alte Bau“ im ersten Bauabschnitt, 1570 - 1572, zum Ostflügel umgebaut. Im Jahr 1709 zeigten sich erste Risse im Mauerwerk. Die Mauer wurde daraufhin mit Stützmauern verstärkt. Diese sind heute noch erhalten und wurden zum Teil ergänzt. Eine erhaltene Inschrift „1571 VDMIA“ belegt, dass die Kapelle zuerst im Erdgeschoss eingerichtet wurde. Kurze Zeit später, wurde die Kapelle aber in das Obergeschoss verlegt. Im Jahr 1712 kam der Kirchenraum wieder zurück ins Erdgeschoss. Seit dem späten 19. Jahrhundert erfuhr die Kapelle verschiedene Nutzungen und diente erst ab dem Jahr 1958 wieder als Kirche. Im Jahr 2009 wurde sie restauriert.

Südflügel und Westflügel

Diese beiden Flügel wurden in der zweiten Bauphase von 1572-1581 durch den Darmstädter Hofbaumeister Jakob Kesselhut vollständig neu im Stil der Renaissance errichtet. Dendrochronologischen Untersuchungen zufolge, wurde das Holz für die Erdgeschossdecke des Südflügels im Jahr 1577 gefällt. Im Obergeschoss des Südflügels ist im Kaisersaal eine Renaissancestuckdecke erhalten. Im Erdgeschoss des Westflügels befindet sich das eindrucksvolle Portal mit dem Wappen des Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt und dem Wappen seiner ersten Ehefrau, Magdalene Gräfin zur Lippe. Hinter dem Portal lag die Schlossküche. Das Schloss Lichtenberg wurde bis Anfang des 18. Jahrhundert immer wieder als Witwensitz in die Eheverhandlungen der Landgrafen eingebracht.

Brunnen

Die Wasserversorgung regelte bis ins Jahr 1577 ein Ziehbrunnen im Bereich des Schlosses Lichtenberg. Doch nach dem Einzug der Landgräflichen Familie reichte der Brunnen nicht mehr aus. Es wurde eine größere Anlage benötigt. Aus 1534 durchbohrten Nadelholzstämmen wurde eine Wasserleitung vom „Lichtenberger Brunnen“ zum ca. 4 km entfernten Schloss gelegt und endetet im Schlosshof als laufender Brunnen in der „Brunnenbütte“. Die Brunneneinfassung war mit typischen Mustern der Renaissance verziert. Doch schon bald nach Beendigung des Schlossbaus 1581 ergaben sich erste Schwierigkeiten mit der Wasserzufuhr und ein halbes Jahrhundert später war der Brunnen nicht mehr nutzbar.

Informationen über das Bollwerk

Warum befindet sich dieses mächtige Bauwerk außerhalb der Burgbefestigungen von Lichtenberg? Welchen Zweck hat es? Und wieso änderten sich die Methoden der Kriegsführung einschneidend?

Das Schwarzpulver kam auf und mit Kanonen konnte man Befestigungen unter Beschuss nehmen. Das Stadttor war so von innen nicht mehr zu verteidigen und man errichtete 1503 diesen Geschützturm mit 6 Meter dicken Wänden. Nun konnte man den Platz vor dem Stadttor und die Zugangswege gut beherrschen. Auch im 30-jährigen Krieg bewährte sich die Festung Lichtenberg - sie wurde nie erobert. In dieser Zeit flüchtete sich der Landgräfliche Hof aus Darmstadt hierher und auch die Bevölkerung suchte Schutz im Schloss.

Weitere Informationen zur Baugeschichte des Bollwerks

Das Bollwerk in Lichtenberg wurde um 1503 unter dem hessischen Landgrafen Wilhelm II. zur besseren Verteidigung der Burg Lichtenberg errichtet. Die Geschütze waren im 15. Jahrhundert zunehmend durchschlagkräftig geworden, sodass neue Verteidigungsanlagen mit starken Mauern angelegt wurden. Der massive Turm wurde auf einer Anhöhe errichtet und diente so dem Schutz der Burg und der Burgfreiheit auf deren Hauptangriffsseite. Das freistehende, zweigeschossige Bollwerk weist einen kreisrunden Grundriss auf und zählt mit seinem Durchmesser von 18,70 m zu den mächtigsten Geschütztürmen seiner Zeit. Die Mauer aus groben Bruchsteinen ist im unteren Bereich 5,80 m stark. Beide Innenräume sind jeweils mit einer Kuppel überwölbt, die im Scheitel eine runde Öffnung besitzt. Die Öffnung diente dem Abzug des Pulverdampfes der Geschütze. Der Treppenaufgang verläuft innerhalb der Mauerstärke. In den trapezförmigen Fensteröffnungen haben sich zum Teil Reste der historischen Prallhölzer und Schiebeläden erhalten. Auf der Plattform schließt das Bollwerk mit einem Zinnenkranz ab. Der Charakter, des Bollwerks als reiner Zweckbau zeigt sich auch im fehlenden Zierrat. Lediglich zwei Erker — ein Aborterker und ein Verteidigungserker — weisen eine Ornamentik auf, die formal dem ausgehenden Mittelalter entspricht. Im Laufe der Jahre verlor das Bollwerk seine Nutzung als Geschützturm. Im Jahr 1829 wurden Reparaturen durchgeführt. Seit den 1950er Jahren ist das Bollwerk touristisch erschlossen und lädt zu einem beeindruckenden Ausblick ein. Eindringendes Wasser hatte das Bauwerk jedoch geschädigt. 2018/19 wurde das Mauerwerk durch das Land Hessen umfassend denkmalgerecht instandgesetzt. Die Plattform wurde gegen eindringende Feuchtigkeit abgedichtet und ein neuer Ausstieg zur sicheren Erschließung vorgesehen. Die Erlebbarkeit wurde durch einen neuen Stahlsteg verbessert.

Geo-Koordinaten

Schloss Lichtenberg (Odenwald)

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